Ist eine barrierefreie Website für dich Pflicht? Wahrscheinlich nein.

Wenn du Solo-Selbstständige bist und weniger als 2 Millionen Umsatz im Jahr hast, kannst du aller Wahrscheinlichkeit nach entspannen. Klar, ich bin keine Rechtsberaterin und darf dir hier keine rechtsverbindlichen Angaben machen, aber als Kleinstunternehmen fällst du nicht unter das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, über das gerade alle reden.
Ausnahme sind Unternehmen, die Produkte anbieten, die unter das BFSG fallen, sie sind nach speziellen Normen geregelt:
- Computer, Notebooks, Tablets, Smartphones, Mobiltelefone
- Selbstbedienungsterminals wie Geldautomaten, Fahrausweis- und Check-in-Automaten
- Fernsehgeräte mit Internetzugang
- E-Book-Lesegeräte
- Router
Wenn das bei dir der Fall ist, solltest du dich auch als Kleinstunternehmen unbedingt noch einmal beraten lassen.
Wie ist es, wenn du einen Shop hast oder ein Buchungstool nutzt?
Als Kleinstunternehmen kannst du deine selbstgemalten Bilder oder was du eben anbietest online verkaufen – soweit sie nicht zu den bereits genannten Produkten gehören. Falls du Dienstleister bist, darfst du auch ein Buchungstool für deine Termine als Kleinstunternehmen nutzen.
Ich beschäftige mich jetzt schon ziemlich lange mit dem Thema, weil ich Kunden habe, die barrierefreie Websites benötigen.
Was mich anfangs ziemlich verwirrt hat, waren widersprüchliche Aussagen:
- Mal hieß es, dass du mit weniger als 10 Angestellten und einem Buchungstool eine barrierefreie Website brauchst.
- Dann wieder hieß es, dass nur bestimmte Produkte oder ein Kontaktformular diese Pflicht auslösen.
- Zum Schluss hatte ich die Info, dass ein Webshop in jedem Fall unter das Gesetz fällt.
Die Gesetzestexte, die ich gelesen habe, schafften nicht wirklich Klarheit. Ich hatte immer das Gefühl - niemand gibt dir eine klare Antwort. Ich habe deshalb Gespräche bei den zuständigen Behörden gesucht.
Unterschiede gibt es bei privaten Anbietern, die unter das Barrierefreiheitsstärkungsgesetzt fallen und öffentlichen Einrichtungen, die wieder andere Vorgaben haben.
Lass dich nicht verunsichern. Eine barrierefreie Website ist sicher eine gute Sache und erstrebenswert, aber für dich als Kleinstunternehmen ist sie freiwillig.
Wenn du ganz sicher sein willst, nimm direkten Kontakt mit den Behörden auf. Ich fand alle Ansprechpartner super nett und hilfsbereit. Ich verlinke weiter unter die Websites:-)
Landesbehindertengleichstellungsgesetz für öffentliche Stellen
Wenn du einen Verein hast, der gemeinnützig ist und zu mehr als 50 % öffentlich gefördert wird, oder wenn du eine Website betreust, die zu einer öffentlichen Einrichtung gehört – etwa einer Schule oder einem Kindergarten –, dann solltest du dich unbedingt über das Landesbehindertengleichstellungsgesetz informieren. Hier gibt es nämlich noch einmal Vorgaben, die zum Teil umfangreicher sind.
Aktuell ist das auch abhängig vom jeweiligen Bundesland. In Baden-Württemberg ist es so, dass zusätzlich auch Informationen in Leichter Sprache, Gebärdensprache und eine detaillierte Erklärung zur Barrierefreiheit auf der Website zu finden sein müssen. Viele glauben, dass es hier ebenfalls den Stichtag 28. Juni 2025 gibt, aber tatsächlich ist das Gesetz schon länger gültig und damit auch die Umsetzungspflicht.
Was bedeutet barrierefreie Website überhaupt?
Barrierefrei ist eine Website, wenn jemand zum Beispiel mit einem Screenreader oder nur über die Tastatur deine Website bedienen kann. Also nicht nur von oben nach untern scrollt, sondern auch auf einen Button klicken, ein Formular ausfüllen oder etwas in einem Shop bestellen kann. Das kannst du selbst ausprobieren. Gehe einfach mal mit deinem Tab, den Pfeilen und der Enter-Taste durch eine Website.
Hier ein paar hilfreiche Tastenkombinationen.
- Tab: Zum nächsten anklickbaren Element springen.
- Shift + Tab: Zum vorherigen Element springen.
- Enter: Ein Element auswählen/öffnen.
- Pfeiltasten: Nach oben, unten, links oder rechts scrollen.
- Leertaste: Schneller nach unten springen.
- Esc: Aktionen abbrechen oder Menüs schließen.
Barrierefreie Navigation - da wird es meistens kritisch
Etwas, was bei nicht barrierefreien Websites Probleme macht, ist die Navigation mit ihren Untermenüpunkten. Meistens kommst du zwar von einem Hauptmenüpunkt zum nächsten, aber die Untermenüpunkte sind nicht erreichbar. Damit das funktionierte, habe ich eine Weile getüftelt, aber mit ein bisschen Programmierarbeit klappt es.
Bis alle Anbieter von Baukästen und Content-Management-Systemen diese Funktionen anbieten werden, dauert es wahrscheinlich noch ein bisschen. Doch ich bin mir sicher, über kurz oder lang werden alle nachziehen.
Das CMS Contao bietet schon einen sehr guten Aufbau für barrierefreie Websites. Mit ein paar Anpassungen kannst du eine wirklich zugängliche Navigation umsetzen, die auch mit der Tastatur und Screenreadern problemlos funktioniert. Hier kannst du mehr zu Contao lesen
Website barrierefrei gestalten - das kannst du einfach umsetzen
Technische Umsetzungen können schwierig sein, aber das Anpassen von Farben und Schriften schaffst du ganz leicht selbst.
Es geht in der Umsetzung von Barrierefreiheit vor allem um Farbkontraste und Farben, die Menschen anders oder auch gar nicht wahrnehmen können.
Rotgrünschwäche zum Beispiel oder vollständige Farbenblindheit (Achromatopsie), das sind echte Herausforderungen. Wahrscheinlich kennst du sogar jemanden, der einen roten und einen grünen Button nicht richtig unterscheiden kann - denn tatsächlich hat rechnerisch gesehen jeder neunte Mann in Deutschland eine Rotgrünschwäche. Bei Frauen sind es nur 0.5%. Helfen kannst du, indem du farbige Buttons zusätzlich verständlich beschriftest.
Tool zum Testen
Auch schon vor dem ganzen Tamtam um barrierefreie Webseiten hat Google auf gute Kontraste geachtet. Das zeigen auch ihre Empfehlungen und Tools wie Lighthouse.
Ich persönlich liebe Pastelltöne – Rosa, Himmelblau – und ich verstehe dich total, wenn du gerne eine weiße Schrift auf einem cremefarbenen Hintergrund verwendest. Aber glaub mir, das liest sich einfach mega schlecht. Auch wenn es schmerzt: Nimm eine schwarze Schrift. Deine Leserinnen und Leser werden dir dankbar sein!
Gute Tools - Erweiterungen für deinen Browser:
Nur Arial für eine barrierefreie Homepage?
Leserliche Schrifttypen sind angesagt. Niemand will raten, was da in Schnörkelschrift und dann vielleicht noch nur in Großbuchstaben geschrieben steht. Musst du deshalb eine Schrift wie die Arial verwenden?
Nein. Aber überlege dir grundsätzlich, wer deinen Text lesen soll und was du ausdrücken möchtest. Wenn du emotionale Schriften verwenden willst, dann nutze sie für deine Überschriften, die Fließtexte dann besser in einer schlichten, klaren Schrift.
Systemschriften sind eine Alternative für deine barrierefreie Website
Was ich eine echt tolle Alternative zu Google Fonts oder Schriften von Adobe empfinde, sind Systemschriften. Schriften, die die Computer und Smartphones schon mitbringen. Damit lädt deine Seite schneller, weil keine zusätzliche Schrift geladen werden muss. Du kannst auch hier eine Auswahl definieren und damit deine gewünschte Optik vorgeben.
Stimmt - deine Website wird dann je nach Nutzer ein bisschen anders aussehen. Der Vorteil ist aber, dass deinem potenziellen Kunden die Schrift vertraut ist oder für ihn besonders gut lesbar ist.
Diese Systemschriften sind übrigens auch einfacher anpassbar, was eine Website natürlich auch barrierefreier macht. Viele Menschen mit einer Beeinträchtigung stellen nämlich Schriftart und Schriftgröße individuell ein.
So könntest du die Schrift auswählen:
body {
font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", "Helvetica Neue", Arial, sans-serif;
}
Vielleicht noch zur Erklärung was die Schriftauswahl bedeutet:
- -apple-system und BlinkMacSystemFont sorgen dafür, dass auf macOS und iOS (bzw. in Chrome auf macOS) die native Systemschrift (wie San Francisco) verwendet wird.
- "Segoe UI" ist die bevorzugte Schrift auf Windows-Systemen.
- "Helvetica Neue" und Arial dienen als Fallback-Optionen, falls die vorherigen nicht verfügbar sind.
- sans-serif stellt sicher, dass am Ende eine generische serifenlose Schrift genutzt wird, wenn keine der anderen Optionen gefunden wird.
Du kannst aber auch kombinieren: Ein schöner Webfont in deinem persönlichen Stil und die Systemschrift für den Fließtext. Wenn dir aber auch da ein einheitliches Schriftbild wichtig ist, musst du grundsätzlich Webfonts laden.
Auch Bilder barrierefrei bezeichnen
Nicht nur für die Barrierefreiheit, sondern auch für deine Suchmaschinenoptimierung solltest du deine Bilder sinnvoll beschreiben. Gemeint sind ALT-Texte. Alternativtexte, die angezeigt werden, wenn ein Bild nicht geladen werden kann. Aber nicht nur das - denn auch die Suchmaschinen oder Screenreader sehen deine Bilder nicht. Sie brauchen deine Bildbeschreibungen. In den meisten CMS oder Baukastensystemen kannst du den Alternativtext für deine Bilder über deine Verwaltung eingeben.
Und: Eine Bildbeschreibung ist dann wirklich das, was auf dem Bild zu sehen ist! Möglichst kurz und relevant zu deinem Inhalt.
Links - geht das auch barrierefrei?
Jap. Wenn ich meinen Kunden erkläre, dass es Tools gibt, die nur die Links auf einer Website anzeigen, kommt meistens ein - ach so! Denn wenn du Links nur mit -Weiter lesen - oder - Hier klicken - bezeichnest, ist klar, dass niemand weiß, wohin diese Links führen.
Deshalb sollte jeder Link eindeutig sein. Nach den sogenannten Erfolgskriterien gibt es hier noch besondere Stufen: den AA- und AAA-Level.
Der AAA-Level ist das aktuelle Höchstmaß, das ein SOLL, aber nicht MUSS bedeutet. Wenn du diese Regel befolgen willst, muss der Kontrast der Farben stimmen und der Linktext aussagekräftig und selbsterklärend sein.
Bei einem AA-Level reicht es aus, wenn der Zweck in einem nebenstehenden Satz erklärt wird, trotzdem ist auch hier ein sinnvollen Linktext wichtig! In jedem Fall, solltest du den Link unterstreichen, damit auch optisch klar wird -> hier ist ein Link.
Fast vergessen: Links sollten im fokussierten Zustand eine Hervorhebung erhalten. Du kannst einen Rahmen dazu nutzen oder eine kontrastreiche Farbe.
Überschriften nicht zur Gestaltung der Schriftgröße nutzen
Auch Überschriften haben eine besondere Funktion. Du hast vielleicht schon einmal davon gehört: h1, h2 bis h6, das sind die Headings. Sie geben den Suchmaschinen und Screenreadern wichtige Informationen darüber, was besonders relevant und lesenswert ist. Wie bei Links können Überschriften auch als Liste angezeigt werden, sodass dein Webseitenbesucher schnell entscheiden kann, was er lesen möchte.
Viele nutzen die Überschriften-Tags aber als Gestaltungselement, weil sie in den meisten Vorlagen unterschiedliche Größen haben.
Die h1 wird ohne spezielle Angabe immer als größte Schrift angezeigt. Dann kommt die h2 ein bisschen kleiner, gefolgt von der h3 und so weiter. Wenn du jetzt diese Größen zur Gestaltung verwendest, kann es sein, dass du mit einer h4 beginnst, dann eine h1 nutzt, darauf vielleicht eine h6 und dann wieder eine h1. Die Tools, die sich auf deiner Webseite nach diesen Angaben orientieren, kapieren dann nicht, was du wirklich meinst. Denn der Sinn hinter dieser Einteilung ist, eine klare Hierarchie zu schaffen, um Inhalte sinnvoll zu strukturieren. Dabei muss die h1 immer ganz oben stehen und darf auch nur einmal auf der Seite verwendet werden.
SEO-Tipp: Bring hier dein Keyword in deiner h1 unter, damit dein Beitrag besser gefunden wird! Mehr Informationen bekommst du in meinem Blogbeitrag, was SEO ist und wie du die Suchmaschinenoptimierung nutzen kannst.
So sollte deine Hierarchie aussehen:
<h1>: Hauptüberschrift, die wichtigste Überschrift deiner Seite. Es sollte nur eine h1 pro Seite geben.
<h2>: Unterüberschriften, die thematisch weniger wichtig, aber immer noch hoch in der Hierarchie stehen.
<h3> bis <h6>: Weitere Ebenen von Unterüberschriften, die Details oder Nebeninformationen strukturieren.
Beispiel:
<h1>Hauptüberschrift</h1>
<h2>Unterthema zu Hauptthema 1</h2>
<h3>Detail zu Unterthema 1</h3>
<h2>Unterthema 2</h2>
<h3>Detail zu Unterthema 2</h3>
<h3>Weiteres Detail zu Unterthema 2</h3>
<h2>Unterthema 3</h2>
Die Systeme, mit denen du deine Website bearbeitest, bieten dir einfache Auswahlmöglichkeiten. Achte am besten ab jetzt darauf, die richtige Auszeichnung zu wählen - das hilft dir bei SEO, weil Google dich besser versteht und dabei deine Website barrierefrei zu gestalten.
Links
Privat:
Website Knappschaft Bahn See - das BFSG www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de/
Öffentliche Einrichtungen:
Geltungsbereich §2 www.landesrecht-bw.de/
Barrierefreie mediale Angebote § 10 www.landesrecht-bw.de/
Wenn du dich noch weiter zum Thema Website erstellen informieren möchtest, habe ich dir hier eine Übersicht erstellt.

Hej, ich bin Christina Martens
Meer, Wind, meinen Job, den ich 30 Jahren mache. Alles Dinge, die ich liebe und mit Leidenschaft lebe.
go hooray gibt es damit du, eine Website bekommst, die dich zeigt und richtig stolz macht - jeden Tag mehr.
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